Historischer Ortsrundgang Spiesheim

Heimatmuseum - "Beim Müller Schorsch en de Scheier"

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Eckhard Müller realisierte hier in der Oberstraße 51 seinen Traum. Im Elternhaus eröffnete er ein Heimatmuseum mit den typischen Relikten eines rheinhessichen Dorfes.

Durch das rege Interesse der Einwohner, wurden ihm im Laufe der Zeit viele Gegenstände aus der Vergangenheit des dörflichen Alltags zur Verfügung gestellt und die offizielle Eröffnung des Spiesheimer Heimatmuseums "Beim Müller Schorsch en de Scheier" fand am 23.5.2007 statt. Die "Brauchtumspflege Spiesheim e.V." übernahm später die Trägerschaft. Der Verein wurde am 2.9.2013 gegründet.

Die Kücheneinrichtung von gestern, Teile der "gut Stubb" mit dem gedeckten Kaffeetisch, die Schlafstätte und das dicke Federbett, die Schulbank oder Gerätschaften aus der Landwirtschaft vermitteln dem Besucher das Gefühl, hier im Museum in ein Stück lebendige Geschichte einzutauchen.

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Lebendige Tradition hat auch das "Lattwersch" kochen, bei dem mit vielen Helferinnen und Helfern, wie in alter Zeit, große Mengen "Quetsche gekernt" und dann einen ganzen Tag unter ständigem Rühren im Kupferkessel zu Lattwersch (Pflaumenmus) gekocht wird. In kleinen Gläsern abgefüllt ist dies mittlerweile eine begehrte Spezialität.

 

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Kreativ dekorierte Adventsfenster beeindruckten hier im Museum in der Weihnachtszeit schon oft die Besucher. Es war unter anderem auch das Engagement von Eckhard Müller und seiner Frau Hildegund, neben Agnes Nöth, die Adventsfensteraktion ab 1999 in Spiesheim umzusetzen.

An 24 Abenden in der Adventszeit wird jeweils ein Adventsfenster unter reger Beteiligung der Bevölkerung, "geöffnet". Während das gerade "geöffnete" Fenster mit seiner weihnachtlichen Dekoration bewundert wird, gibt es Glühwein, Punsch und Schmalzbrote oder auch mal Bratwürste oder belegte Brote. In der kalten, dunklen Jahreszeit im Dezember, sind Spiesheims Straßen abends zumindest für einige Stunden immer sehr belebt und lebendig.

Eine weitere wichtige soziale Komponente in der Spiesheimer Dorfgemeinschaft.

 

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Das 1998 restaurierte Fachwerkhaus und der Innenhof bieten ein besonderes Ambiente.

Bereits 1720 wurde das Anwesen im Nahrungsmittelverzeichnis der Gemeinde Spiesheim (quasi die damalige Erfassung und Grundlage zur Grundsteuer) erwähnt, als baufälliges Haus, einer Stützelscheuer, einem alten zerfallenen Stall und einer Kelter. Der Besitzer war ein Jakob Jakobs aus Ensheim. Petri, Zengerle und Steil waren die nächsten Besitzer. Peter Keller ersteigerte das Anwesen dann von Konrad Mann, bis 1823 Andreas Mayerhöfer als Besitzer erscheint. Weitere Besitzer waren 1831 Philipp Schmitt I.,1849 Heinrich Schmitt III., 1887 Wilhelm Schmitt II.und 1910 erwarb es Johann Jung I. 1954 ging das Anwesen in den Besitz von Martha und Georg Müller über. Sie hatten vier Kinder : Gudrun, Karl-Heinz, Volker und Eckhard. Ab 1976 wurde der landwirtschaftliche Betrieb von Sohn Volker unter ökologischen Aspekten geführt bis er 1986 nach Neuseeland auswanderte. In 2016 erwarb Eckhard Müller das Anwesen von der Miteigentümergemeinschaft.

 

Das Haus hat seine eigene, sehr abwechslungsreiche Geschichte.

Nach dem Bau der Wasserleitung in Spiesheim wurde hier von 1911 bis 1914 das erste öffentliche Bad betrieben, in dem sich meist die jungen Burschen am Samstag "ausgehfein" machten.
Es gab damals nur in ganz wenigen sehr begüterten Häusern ein Bad.
Die Benutzung der Badewanne kostete 5 Pfennige und eine Dusche 3 Pfennige. Das öffentlich genutzte Bad befand sich in der Scheune neben dem Kuhstall. Aufgrund der damals noch nicht vorhandenen Kanalisation musste man diesen Erwerbszweig noch einigen Jahren wieder aufgeben.

Später war eine Lohnschroterei von 1926 bis 1945 in der Scheune untergebracht, außerdem existierte hier von 1941-1945 die Unfallhilfsstelle.

Einen "Dentist" gab es in diesem Haus ebenfalls, es war der damalige Besitzer Johann Jung (1879 bis 1956) der sich als Sanitäter im 1. Weltkrieg medizinische Kenntnisse und Fertigkeiten erwarb. Durch ein Schlüsselerlebnis bei seiner medizinischen Ausbildung erkannte er schon früh die ganz besondere Notwendigkeit der Hygiene. Es war bekannt in Spiesheim, dass Johann Jung ("De Schuschterhannes") um den hygienischen Aspekt besonders zu betonen, zum Essen immer eine weiße Jacke trug und sich vorher auch immer die Hände wusch, eine wichtige Erkenntnis in der damaligen Zeit, die sich erst viel später verbreitete.

 

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In 2011 wurde der Gewölbekeller unter dem Haus aufwendig restauriert und er kreiert eine ganz eigene und stimmungsvolle Atmosphäre.

Nicht nur die Großfamilie und "die Baggage", wie sich hier der Freundeskreis im Umfeld der Familie nennt, feierten hier ihre Feste, auch Hochzeitsgesellschaften die eine besondere Note für ihre Feier suchten, fanden oder finden im Gewölbekeller das passende Ambiente.

Auch im Obergeschoss, im "Pergel" sitzen Freunde und Familie häufig bei gutem Essen, Wein und viel "Gebabbel", denn die Geselligkeit wurde und wird hier immer noch sehr gepflegt.

 

Wie sich das Haus und das Umfeld zwischen 1978 und 2011 veränderten belegen diese Bilder.

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Besichtigungen des Museums können vereinbart werden.
Reservierungen des Gewölbekellers oder des Pergels sind möglich und unter der

Telefon Nr. 06732-5667 mit Eckhard oder Hildegund Müller zu vereinbaren.


Erich Dexheimer Sept. 2016/02

 

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